Hallo,
ich bräuchte dringend einen Rat.
Vor ein paar Monaten kam es zu einem Zwischenfall mit Rechtsradikalen. Mein Freund und ich waren am Bahnhof und haben auf einen Anschlusszug gewartet. Nachdem wir die Zeit in einer dieser Fotoautomaten überbrückt haben wurden wir, als wir auf die Fotos warteten, von zwei Rechtsradikalen angesprochen. Einer stand hinter uns und der andere neben uns. Der größere von beiden fragte uns ob wir „Afas“ seien, worauf wir erst einmal keine Antwort wussten. Als mir plötzlich dämmerte, dass man uns für Antifas hielt stritt ich dieses ab. Der größere antwortete sofort, dass er mit mir nicht rede, sondern mit meinem Freund. Nun muss man dazu sagen, dass mein Freund nicht der große und kräftige Typ ist, aber auf keinen Fall wie ein Linker aussieht. Als der zweite sich plötzlich Lederhandschuhe anzog, habe ich sofort die Hand meines Freundes geschnappt und zog ihn hinter mir her Richtung Gleis. Als mir ein Bahnbeamter entgegen kam fragte ich diesen, ob er uns bitte helfen könnte, die zwei Männer hinter uns würden uns bedrohen. Dieser nahm daraufhin die Beine in die Hand und rief uns nur zu „Ich bin doch kein Sozialarbeiter“ nach einer Hetzjagd über zwei Gleise konnten wir durch die Dummheit der zwei Männer Gott sein Dank in einen Zug steigen, wo uns sofort von anderen geholfen wurde.
Nun mag man denken, es sei ja nichts passiert aber ich habe doch einen ganz schönen seelischen Knacks!
Vor zwei Wochen kam dann eine Situation, die alles wieder hervor gerufen hat. Wir waren auf dem Weg von einer Geburtstagsparty nach Hause, gingen auf einen Parkplatz um an einer Taxisäule ein Taxi zu rufen, als plötzlich ein Wagen mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz fährt. Zwei Männer springen raus, packen uns und schreien uns an, dass wir sofort in ihren Wagen steigen sollen. Nach einem ordentlichen Handgemenge sagte mein Freund, dass er nun die Polizei rufen werde, woraufhin einer der beiden Männer sagte, sie seien die Polizei. Lange Rede kurzer Sinn, die beiden haben uns für Graffiti-Künstler gehalten, die in der Nachbarschaft einen Kiosk besprüht haben. Das ganze hat sich nach der Befragung eines Zeugen, der die Polizei gerufen hatte auch ganz schnell aufgeklärt und wir konnten gehen. Aber die Tatsache, dass uns jemand anschreit wir sollen sofort in das Auto steigen, hat bei mir eine dermaßen große Panik ausgelöst, die ich bis heute nicht loswerde.
Als wäre das alles noch nicht genug bin ich in der letzten Woche zweimal mit Rechtsradikalen Gruppen konfrontiert gewesen, die sich neuerdings in der Nachbarschaft meines Freundes herum treiben.
Ich kann langsam nicht mehr und fange auch schon an mich in meiner Wohnung zu verschanzen. Ich suche die Ursachen in meiner Kleidung, meinem Freund und laufe wie ein scheues Reh durch die Gegend, Augen und Ohren überall. Schlaf hatte ich auch nicht mehr wirklich in den letzten Wochen und der Weg zur Wohnung meines Freundes ist ein einziger Spießrutenlauf.
Das ganze hört sich manchmal, wenn man es erzählt an wie aus einem schlechten Film und eigentlich war ich immer ein Stehaufmännchen und taff aber das setzt mir jetzt doch ein wenig zu. Das größte Problem, was ich habe ist, dass ich anfange, innerlich meinem Freund die Schuld zu geben. Der ja nunmal gar nichts dafür kann, sondern eher ebenfalls an der Situation zu knacken hat.
Hat jemand von euch vielleicht ähnliche Erfahrungen und kann mir einen Tipp geben, mit der Sache umzugehen?